Hallo,
ich bin relativ neu hier und hab noch nie in meinem Leben etwas gemoddet oder eine 3D-IDE wie Blender auch nur aus der Nähe gesehen. Ich hatte es ehrlich gesagt auch nie vor, da ich mir der gigantischen Komplexität dieses Gebiets und dem enormen Zeitaufwand bewußt bin. Meine Frustrationsschwelle ist relativ niedrig und mir war immer klar, daß ich sowieso auf halben Wege hinschmeiße.
Doch nachdem ich aus Revyn112's BR 480 einen Faketrain gemacht hab und mein S-Bahn-Betriebshof nun nicht mehr verwaist aussieht, will ich mehr. Ich will mehr Baureihen. Verschiedene Typen, verschiedene Lackierungen. Hilft nichts, ich muß da ran.
Da ich nun völlig am Anfang stehe und sicher lange Zeit brauchen werde, hab ich mich für den Musterzug der DR-Baureihe 270 (heute DB-Baureihe 485) entschieden anstelle eines Serientyps.
Geschichte
Nach erfolgreicher Erprobung der "Gleichstromstellertechnik" durch die Deutsche Reichsbahn und das Kombinat VEB Lokomotivbau - Elektrotechnische Werke Hennigsdorf (LEW) wurde 1978 der Auftrag zum Bau eines Musterzuges für einen neuen S-Bahn-Typ erteilt, der die klassischen Baureihen 165, 166 und 167 (respektive 475, 476 und 477 bei der DB) zunächst verstärken und langfristig ersetzen sollte. Wie bei den Altbauzügen ist die kleinste betrieblich mögliche Zugeinheit ein Halbzug bestehend aus zwei Vierteln mit je einem Trieb- und einem Beiwagen. Die Farbgebung entsprach der damals typischen "Hauptstadtlackierung" weinrot-elfenbein.
Das erste Viertel ging 1979 (meinem Geburtsjahr) in die Erprobungsphase, drei weitere Viertel folgten bis Sommer 1980. 1983 ging der Vollzug erstmals in den Fahrgastbetrieb auf der Strecke KW-Erkner und so konnte ich mit 4 Jahren die schicke neue S-Bahn auch hin und wieder auf unserem Bahnhof bewundern. Ob ich jemals mitgefahren bin, weiß ich nicht mehr, aber ich erinnere mich an ein Mal, als der Zug einfuhr und ich unbedingt mitfahren wollte, wir aber auf den Zug in die Gegenrichtung gewartet haben und mein Wunsch nicht erfüllt wurde. Erinnerungen sind ja so fragil.
Da es für den Musterzug keine Ersatzteile gab, wurde das vierte Viertel (270 007 und 008) als Ersatzteilspender ausgeschlachtet.
1987 wurde die Nullserie bestehend aus 12 Viertelzügen in Hauptstadtlackierung ausgeliefert. Als der optisch leicht veränderte Serientyp auf der Leipziger Messe in den vom Hersteller empfohlenen Farben rubinrot-anthrazit ausgestellt wurde, entschied man sich schließlich, diese Farbgebung für alle weiteren Serienzüge beizubehalten, was der 485 den Namen "Coladose" einbrachte. Bis 1992 wurden 166 Viertel ausgeliefert (inkl. Nullserie).
Im Juni 1989 endete der Fahrbetrieb des Musterzuges. Er wurde zunächst im Betriebswerk Grünau, später in der Kehre in Schöneweide und schließlich in Spindlersfeld abgestellt. 1990 wurden sie offiziell ausgemustert. Im selben Jahr begann die Fertigung der ersten Serie (nach der Nullserie). 1992 wurde der Musterzug schließlich auf dem Gelände des Reichsbahnausbesserungswerks (RAW) verschrottet. Lediglich das erste Viertel (270 001 und 002) konnte vom Historische S-Bahn e.V. gerettet werden und wurde beim LEW in Hennigsdorf abgestellt. Seit einigen Jahren steht das Viertel wieder im RAW Schöneweide wo es eine neue Lackierung erhalten sollte und verrottet.
Das Modding
Ich hab vor 2 Wochen angefangen, mir Videotutorials zu Blender anzuschauen, um mich mit der Oberfläche und den einfachsten Funktionen vertraut zu machen und mir die wichtigsten Keyboard-Shortcuts auf ein Blatt Papier gekritzelt. Nach einem wirklich aufschlußreichen Timelapse-Video für einen Omsi-Bus hatte ich genug Motivation mit dem Musterzug loszulegen. Das war vor 4 Tagen.
Ich hab zunächst in der 2D-Ansicht die Seitenwand modelliert und mit dem Mirror-Modifier auf die andere Seite gespiegelt, dann folgte das Dach und die Front. Das sah schonmal ganz schick aus, war aber total fleckig und verschiedenfarbig, was ich mir überhaupt nicht erklären konnte:
Ich hab aber weiter gemacht und angefangen, die Trittleisten unten sowie die Führungsschienen für die Außentüren oben herauszuziehen:
Sieht doch schon nach was aus, oder?
Nur diese komischen Flecken haben mich verunsichert. Ich bekam Angst, daß die ganze Arbeit umsonst sein könnte und ich von vorn beginnen muß. Nach erfolgloser Googelei bin ich schließlich darauf gekommen, daß die Flächen in unterschiedliche Richtungen zeigten - blaue und schwarze Bereiche waren Quasi die Rückseiten der Flächen. Ich mußte nur in mühseliger Kleinarbeit abartig viele Flächen "umdrehen" und schon war das Problem behoben. Inzwischen weiß ich, daß es auch einfacher gegangen wäre, aber so ist eben die Lernkurve. Inzwischen hatte ich auch eine Rückwand eingebaut:
Leider hatte ich irgendwas verstellt und die Renderei hat nicht mehr funktioniert. Ich hab Stunden mit Google verbracht und nichts gefunden was half. Dann hab ich ein leeres Vanillaprojekt aufgemacht und auf zwei Bildschirmen sämtliche Einstellungen der beiden Projekte Zeile für Zeile verglichen - kein Unterschied. Aber der verdammte Würfel wurde gerendert, meine 270 war nur schwarz. Als Software-Ingenieur bin ich die Nutzung von Stackoverflow gewohnt und glücklicherweise gibt es bei Stackexchange auch eine Sparte für Blender. Kann ich jedem Neu-Modder nur empfehlen. Ich hab mein Problem also gepostet und binnen einer Stunde eine Lösung erhalten, so daß das Rendern wieder ging.
Es folgten die Puffer vorn und die Aussparung für die Scharfenbergkupplung vorn sowie hinten:
Nun wäre eigentlich die Schaku selbst dran, aber aus Angst vor der Frickelei hab ich das verschoben und die Trittleiste komplett überarbeitet, nachdem ich bei einer Fahrt zur Arbeit mit der 485 den Türbereich heimlich mit meinem Telefon fotografiert habe und merkte, daß ich es von den wenigen miesen Fotos falsch abmodelliert hatte. Was für ein Mist! Und dummerweise neige ich zum Perfektionismus, was möglicherweise der wichtigste Grund für ein mögliches Scheitern dieses Projekts sein könnte. Ich hab mehr als 4 Stunden an Details gebastelt, die man im Spiel vermutlich nichtmal sehen wird, die aber die Polygonzahl erhöhen:
Hier sind die Schwellen, die Führungen und sogar die Aussparung für die Türmechanik enthalten. Was für ein Overhead. Ich muß mich da offensichtlich etwas besser in den Griff kriegen und mich mehr auf das wesentliche konzentrieren in Zukunft.
Das ist mein Stand nach 4 Tagen "Üben mit Blender" - am Sonntag und nach der Arbeit.
Meine nächsten Schritte (ohne festgelegte Reihenfolge):
- Scharfenbergkupplung vorn und Kurzkupplung hinten zunächst statisch, später evtl. beweglich als Fake-Bogey
- Drehgestelle
- Boden und Unterbau
- Innenraum (nur im sichtbaren Bereich der Türen)
- Fenster
- Windschutzscheibe und Details der Frontpartie
- bewegliche Türen
Es folgt dann natürlich auch der Beiwagen.
Bisher hat mir Revyn112 viele hilfreiche Tips gegeben und ich hoffe, ich kann die nächsten Hürden mit Eurer Hilfe meistern. Ich werde weiter meine Fortschritte posten.