Berechnung der Emissionen

Kann mir bitte jemand einmal die Emissionen im Spiel erklären? Ist die Formel bekannt, nach der das Spiel die Abgase eines Fahrzeugs berechnet? In welcher Einheit ist der Wert angegeben? Ist das ein Prozentsatz von irgendwas, ist es Tonnen CO₂ pro Tag, oder sind das gar die Sekunden, die ein Lungenzug von den Abgasen das Leben der Zombies verkürzt?

Der schwarze Albtraum aller Ökologen namens Concorde, die beim Start so viel Lärm macht, daß sogar an angrenzenden Parkplätzen die Autoalarmanlagen losgehen und einen Spritverbrauch hat, der einem die Nackenhaare aufstellt, bekommt einen Wert von 87 zugewiesen. Ein kleines, langsames, leichtes und viel leiseres Flugzeug wie die Yak-40, das mit dem Sprit, den die Concorde alleine auf dem Weg zur Bahn schon verheizt hat, den ganzen Tag fliegen könnte, hat einen Wert von 90.

Vielleicht sehe ich hier gerade den Wald vor lauter Bäumen nicht, aber plausibel finde ich das nicht. Man könnte natürlich auch die Spieldateien von Hand anpassen, aber das würde ich eher ungern machen, weil das die ganze Balance des Spiels durcheinanderbringen würde - und vorher würde ich gerne einmal diesen Wert verstanden haben...

Ok, aber auch dann paßt das nicht zusammen...

Ok, jetzt habe ich die Datei im Spiel gefunden, in der das berechnet wird. Es steht alles in res\scripts\metadatautil.lua, wenn jemand selbst nachschauen möchte Die Rechnung ist einigermaßen krumm und schief - aber schauen wir sie uns einmal an.

Beginnen wir mit der Leerlaufemission metadata.emission.idleEmission. Für Flugzeuge fangen wir an mit einem Startwert von 90. Das ist eine dimensionslose, einheitslose Zahl - einfach 90. Straßenbahnen fangen mit 68 an, Züge mit 65, Straßenfahrzeuge mit 66 und Wasserfahrzeuge mit 80.

Dann kommt ein Malus dazu, der sich aus der Art des Triebwerks ergibt. Pferde: -4, Diesel +8, Dampf +11 und Elektrofahrzeuge +3.

Es fließt ein Faktor mit ein, der sich aus dem Erscheinungsjahr ergibt: pro Jahr, das das Modell nach 1850 erscheint, wird 0,04666... abgezogen; maximal allerdings -7. Damit ist die Mindestemission eines Flugzeugs linear abhängig vom Erscheinungsjahr zwischen 90 (1850) und 83 (2000), danach konstant, analog verhält es sich mit allen anderen Modellen.

Als nächstes fließt tatsächlich ein pseudozufälliger Faktor mit ein, den ich gerade ziemlich absurd finde. (((Erscheinungsjahr - 1850) * Gewicht / Geschwindigkeit) MOD 6 ) - 1. Wenn jemand MOD nicht kennt: MOD 6 ist der Rest, der bei der Division einer Zahl durch 6 übrigbleibt. 1 MOD 6 ist 1, 2 MOD 6 = 2, ..., 6 MOD 6 = 0, 7 MOD 6 = 1 und so weiter. Das heißt also, daß ein Modell, das 1856 erscheint, bei ansonsten gleichen Daten deutlich bessere Emissionswerte hat als eines, das 1855 oder 1861 erscheinen würde - wenn also die Concorde 1970 erscheinen würde, dann ist 120 MOD 6 = 0 und sie würde gleich viel weniger Krach machen als wenn sie 1969 erschiene: 119 MOD 6 = 5, also erhielte sie alleine aufgrund ihres Erscheinungsjahrs einen Malus von 5.

Was sich UG dabei gedacht hat, wissen vermutlich nur sie selbst, mir fällt hier tatsächlich als erstes das Wort "Blödsinn" ein...

Es gibt noch zwei weitere Emissionsarten. speedEmission und powerEmission berechnen sich aus einfachen Faktoren - bei Straßenbahnen und Wasserfahrzeugen sind die Faktoren 1 und 0, bei Zügen 0.8 und 0, bei Straßenfahrzeugen ebenfalls. Flugzeuge haben die Faktoren 0.6 und 0.00006, erhalten also als einzige einen Emissionsmalus basierend auf ihrer Leistungsabgabe. Vermutlich bezieht sich das auf den Lärm.

Einen Kommentar zu diesem System verkneife ich mir jetzt einmal...

Das ist kein Schalldruck - was da berechnet wird, ist einfach nur Unfug.

Welche Werte sie brauchen würden, um einigermaßen realistische Emissionen zu berechnen, kann sich jeder vorstellen, der schon mal mit Maschinen zu tun hatte - es würden nur ein paar wenige weitere Variablen gebraucht werden. Das Lustige daran ist, daß sich ziemlich sicher eine annähernd lineare Beziehung zwischen den Emissionen und den Betriebskosten eines Fahrzeugs finden ließe und sich die ebenso hinterfragenswerte Berechnung Letzterer genauso einfach verbessern ließe...

Genau gar keinen. Aber das paßt ins allgemeine Bild.

UG schafft es seit TPF1 nicht, den technischen Fortschritt in den Kauf- und Betriebskosten abzubilden und berechnet diese beiden Werte beinhart aus Höchstgeschwindigkeit, Gewicht und Passagierzahl. Ein moderner A320 kostet also etwa dasselbe wie eine 30 Jahre ältere Tu-154, und es gibt nicht den geringsten Anreiz, modernere Geräte einzusetzen.

Warum sollte also der A320 dann umweltfreundlicher oder leiser sein und weniger Qualm hinten raushauen als die 154? Wenn er in einem Jahr erscheint, das modulo 6 mehr ergibt als das Erscheinungsjahr der 154, ist er schon rein kalendarisch zum Stinken verdammt - was für ein Unsinn...

Welchen Sinn hat diese Emissionsfunktion, wenn sie den Kern der Sache völlig verfehlt und es keinen Anreiz gibt, modernere, weniger umweltschädliche Geräte zu benutzen?

Das scheint leider wie viele andere Dinge mit der heißen Nadel gestrickt. Anstelle den grundsätzlich guten Gedanken zuende zu führen, ist es einfach nur irgendwie implementiert worden und faktisch sinnlos. Hier bietet sich ein Ansatzpunkt für einen Patch: Dampfloks können verschiedene Kesselarten haben, Naß- oder Heißdampf benutzen, mit billigem Torf oder gutem Koks beheizt werden, und so weiter. Auch bei Flugzeugen gibt es unterschiedliche Antriebsarten, die man integrieren könnte. Wie wäre es mit einem einfachen Prozentwert, der die Effizienz des Geräts widerspiegelt oder mit einem Treibstoffverbrauchswert kg/h, l/h oder kW? Das alles wäre einfach mit Variablen in der .mdl abzubilden und in der oben sezierten .lua in die Rechnung zu integrieren.

Und mit einem Mal wäre eine ganz neue Relismusebene erreicht...