Da wir hier ein Transportspiel habe, passt doch meine Geschichte denke ich ganz gut hier rein. Die Bilder sind alle vom mir aus dem FSX und stammen noch aus meiner Zeit bei der Flightcrew.
Ein versautes Wochenende (aus den Geschichten vom Tempelhofer) Teil 1
5 Wochen stressiger und aufreibender Dienst lagen hinter mir, vor mir ein lang geplantes langes Wochenende mit meiner Frau. So jedenfalls die Planung. Aber wie heisst es so schön, ersten kommt es anders und zweitens als Mann es sich wünscht. Zuerst machte mir meine Frau eine Strich durch die Rechnung, indem sie mir aus heiterem Himmel vor ein paar Stunden mitteilte, dass sie mich leider wegen einer unaufschiebaren Sache nicht begleiten könnte. Wesswegen ich nun alleine hier in St.Peter Ording in einem gemieteten Hotellzimmer stand und aus dem Fenster Richtung Küste schaute. Das Andere, was gegen die Planung sprach, war mein Handy, welche gefüllt nun schon seit 5 min ohne unterlass klingelte.
Warum ich nicht ranging, war klar. Aus dem Augenwinkel konnte ich erkennen, dass die Firma, oder besser gesagt, der Chef höchstpersönlich, am anderen Ende der Leitung darauf hoffte, dass ich das Gespräch annahm. „Das war wiedereinmal so ein richtig typischer Moment für mich". Gerade angekommen, Koffer noch nicht mal richtig ausgepackt und schon klingelt das Handy. Todsicher der Chef mit einem brandeiligen neuen Auftrag, der keinen Aufschub duldete! Warum liess er es auch sonst solange klingeln? Es war schon schlimm genug gewesen, dass ich dieses Wochenende ohne meine Frau auskommen sollte, aber nun auch noch ganz auf den langersehnten Kurzurlaub verzichten, das wollte ich nicht! Aber Job ist Job und so hätte man mir die Enttäuschung buchstäblich im Gesicht ablesen, als ich dann doch das Handy in die Hand nahm.
So ist das nun mal, wenn man, wie ich, angestellter Pilot für ein kleines Charterunternehmen ist. Man ist steht ständig auf Abruf. Und auch diesmal hatte mich mein Sechstersinn nicht betrogen. Ich sollte eine Maschinen, übernehmen, welche in 1 Stunde hier in St. Peter Ording mit Urlaubsfrischlern eintreffen sollte. Den Grund, warum mein Nordseewochenende ins Wasser fiel, wurde mir auch gleich ohne Umschweife mitgeteilt. Ich war mal wieder am falschen Ort zur falschen Zeit: "Ein "wichtiger" Geschäftsmann muss dringend zu einem Meeting nach Bielefeld gebracht werden und der Kollege hatte bereits zuviele Stunden für diesen Flug". Mit ironischem Ton stellte ich fest, ein wirklich spannender Auftrag, mit einem sich wirklich lohnenden Ziel, Bielefeld! Zu allem Überfluss sollte ich dann dort auch noch meine 3 Tage Ruhepause einlegen. Warum bitte nicht Hamburg oder Amsterdam, auch Köln/Bonn wäre mir noch recht gewesen, aber Bielefeld, warum ausgerechnet Bielefeld. Alles Jammer war aber nur Zeitverschwendung. Auftrag ist eben Auftrag! So blieb mir nichts anderes übrig. als mich von meinen Wochenendplänen zuverabschieden und meiner Frau eine Nachricht auf den Messenger zu sprechen. 15 Minuten später stieg ich bereits ins Taxi welches mich zum Landeplatz bringen sollte.
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Dort angekommen grinst mich der Kollege schon von Weitem entgegen und bemerkte spötisch "Na hast wenigstens eine kleinen braunen Fleck auf die Nase bekommen?". Aber ich war so gar nicht zum Scherzen aufgelegt. Bekam er doch jetzt das lange Nordseewochenende, welches ich gerne gehabt hätte. So brummte ich ein weniger freundliches "Spaßvogel" zurück und übernahm grummelnd die Papiere und Schlüssel. Selbst beim Einsteigen ins Taxi konnte der Kollege die Neckerei noch nicht sein lassen und ließ mich noch spötisch wissen, der Kunde wäre ein empfindlicher, gerne nörgelnder Stammgast. Das auch noch, zuckte es durch meine Gedanken. Un dmit diesem Gedanken began ich dann den ersten Aussencheck der Maschine. Zur Ehrenrettung meines Kollgen muss fairnesshalber erwähnt werden, das er wenigstens so freundlich gewesen war, die Maschine ordentlich vollgetankt und sauber abzustellen. So musste ich nur noch die direkten Startvorbereitungen durchführen.
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Nach dem ich 20 min später alles Notwendige erledigt hatte, fehlt nur eines, der Gast. Der ließ sich jedoch etwas Zeit und so verbrachte ich einige Minuten mit Gedanken an meine Frau und das verlorene Wochenende. Es gab schon einen leichten Stich und ein Gefühl der Enttäuschung, auch wegen ihrer kurzfristigen Absage. So in meine Gedanken und Gefühle versunken bemerkte ich auf der Zufahrt ein Taxi anbrausen. Spontan dachte ich daran der Kollege habe etwas vergessen. Um ihn zu ärgern, startete ich die Triebwerke und rollte schon einmal vor das Empfangsgebäude. Sollte er doch denken ich bin schon auf dem Weg und sich beeilen müssen, um mich noch zu bekommen. Aber mit dem Denken hatte ich es heute nicht so.
Den es war nicht der Kollge sondern der erwartete Fluggast, der aus dem Taxi stieg und sich nun dafür bedankt, dass er durch die Abluft der Motoren musste. Oje, dachte ich, das fängt ja gut an! Zu allem Überfluss gibt es bei solchen Kurztrips bei der Firma keine Begleitung, welche den Gast mit viel Charme hätte besänftigen könnte. So entschuldigte ich mich bei meinem Gast mit meinem ganzen charme, der mir in diesem Moment möglich war, und der Behauptung, ich wollte ihm nur den Weg verkürzen. Gott sei Dank beließ es mein Fluggast bei ein paar unfreundlichen Worten und setzte sich dann in einen der freien Sitze. Zum Glück hatte mein Gast kein großes Gepäck beisich. So musste ich nicht groß räumen und verstauen und es konnte also zügig weitergehen.
Nachdem ich meinen Fluggast „verstaut" hatte und selber wieder auf dem Pilotensitz platz genommen hatte, hatte ich nur noch einen Gedanken: „Nichts wie weg hier! Lass uns den Job einfach schnell erledigen". So meldete ich zügig den Flug via Tower an und bat um die Startfreigabe. Zu meinem Glück bekam ich recht zügig eine Freigabe mit einem kurzen Rollweg. Wenigsten der Wind spielt zu diesem Zeitpunkt mit. Ich konnte mir lebhaft vorstellen was es wahrscheinlich für ein Gemaule in der Kabine gegeben hätte, wenn ich die ganze Bahn hätte erst runtertaxeln müssen, um am Ende zu drehen und Gas zu geben. So konnte ich gleich zum direkten Start losrollen. Nun noch den obligatorischen Check und das Anschnall- sowie Nichtraucherzeichen aktiviert und ich war fertig zum Takeoff.
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Da die Bahn in St. Peter Ording recht kurz ist, stellte ich Flaps auf voll, haute am Startpunkt die Bremse rein, ließ die Motoren anziehen und löste dann erst vorsichtig die Bremse. Die Maschine macht trotzdem einen kleinen Satz, bevor sie lossprintete. Hinter mir erntete ich dafür, wie konnte es anders sein, eine dementsprechende Gefluche. Für einen normalen und ruhigeren Start war die Bahn jedoch mit ihren sage und schreibe 670m Asphalt viel zu kurz. Da zudem am Ende der berühmte norddeutsche Stacheldrahtzaun wartete, empfahl es sich schnell auf Touren zu kommen.
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Wie erwartet wurde es eng am Ende der Bahn und ich musste sehr früh anlupfen. Ich fragte mich noch kurz, wie der Kollege hier überhaupt landen konnte? Hätte ich mir die Bremsen doch etwas näher betrachten sollen? Diese Gedanken wischte ich mir dann doch recht schnell aus dem Kopf, den nun hieß es Hochziehen und auf Kursgehen. So schön es gewesen war, den kurzen Weg über die 7 nehmen zu können, am Ende des Starts hieß es dafür einmal „ums Karussell drehen". Also eine volle 180° Drehung um auf den richtigen Kurs zu kommen. Als Entschädigung für diese Kurverei bot sich nach dem Überfliegen des Flugplatzes, dem Gast und mir, eine wundervolle Aussicht über die nordfriesische Küste und deren Inseln.
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Obwohl es von Anfang an recht windig und böig auf unserem Flug war, zumal ich mit 3.000 Fuß,um dem Gast eine Aussicht zu bieten, auch nicht wirklich hochflog, verlief der Flug bis Bremen recht ruhig. Zu ruhig, wie ich fand. Den der Gast schien plötzlich, nach dem wir auf Kurs waren, wie ausgewechselt zu sein. Es hatte den Anschein, als ob seine Redseligkeit und Freundlichkeit um jede Meile wuchs, die wir uns von St. Peter entfernten. Und so erfuhr ich ganz nebenbei, dass es gar kein Meeting gab, sondern er nur schnell zu seiner Frau und den Kindern wollte, weil er ein schlechtes Gewissen ihnen gegenüber hatte. Ich frage gar nicht erst nach, warum er ein schlechtes Gewissen hatte. Den angeblich war er ja in St Peter im Familienurlaub gewesen.
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Kurz vor Bremen verschlechterte sich unser Flugwetter dann doch und ich hatte nicht mehr so viel Zeit mit meinem Fluggast zu sprechen bzw. über ihn nachzudenken. Der Wind frischt in Böen auf und rüttelte uns teilweise ganz schön durch. Ich wollte höher steigen, musste jedoch erkennen, dass vor uns eine breite und vor allem hohe Schlechtwetterfront lag. Der zuständige Controller bestätigte mir diese Beobachtung und empfahl „drunter" durchzufliegen. Ich blieb also „unten" und nach einer Weile, wurde es dunkel um uns herum. Dabei war es egal wohin man schaute, überall dunkle Wolken, vereinzelte Blitze hellten den Himmel auf und wir waren mitten drin. Also Augen zu und durch.
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Ende Teil 1