Dies ist ein Beitrag zur Diskussion, inwieweit Transport Fever 2 eine gelungene Weiterentwicklung der Serie darstellt. Ein bestimmter Aspekt, der für mich persönlich sehr wichtig ist, ist bislang kaum erwähnt worden: Die Simulation der Anlage städtischer Straßennetze. Ich denke, dass dieser Aspekt in Transport Fever (1) gut gelöst wurde und betrachte die Ausgestaltung in Transport Fever 2 als massiven Rückschritt.
Die zufällig generierten Karten der Serienvorgänger bieten ein Bild, das dem älterer Landkarten und Stadtpläne ähnelt: Straßen sind stark an das jeweilige Gelände angepasst und versuchen dabei möglichst direkte Verbindungen anzubieten. Manche Städte bilden Knotenpunkte im übergeordneten Straßennetz, andere sind das Ende einer (größeren) Straße. Vor allem aber stellen Landstraßen natürliche Fortsetzungen städtischer Hauptstraßen dar (die früher selbst Landstraßen waren). Als Konsequenz besitzen die Städte in Transport Fever (1) zumindest für die Zeit bis 1950 realistisch wirkende Straßennetze, die auch - trotz der meist geringen Stadtgröße - ein gewisses Maß an Abwechslung bei der Planung des öffentlichen Nahverkehrs bieten.
Transport Fever 2 ändert all dies. Der weitaus überwiegende Teil der Städte weist nun ausschließlich geradlinige Straßen mit rechtwinkligen Kreuzungen bzw. Einmündungen auf. Kurven sind Landstraßen vorbehalten. Direkte Verbindungen zwischen Städten finden sich nur dort, wo die Ausrichtung der städtischen Straßenraster dies erlaubt. Es scheint so, als ob das Spiel zuerst Städte in Rasterform platziert und erst danach die Verbindungen zwischen den Städten erzeugt. Die Konsequenz: Städte sind weitgehend auswechselbar; die Planung des öffentlichen Nahverkehrs verliert gegenüber den Serienvorgängern einen Teil des Reizes.
Um meine Kritik mit Zahlen zu belegen, habe ich in TpF (1) wie auch in TpF 2 jeweils 50 Städte aus zufällig generierten Karten (Startjahr 1850, Hügeligkeit mittel) nach ihrem Straßennetz einzuteilen versucht. Ich unterscheide dabei drei grobe Typen:
- Ausschließlich geradlinige Straßen und rechtwinkelige Kreuzungen;
- Auch gekrümmte Straßen und schiefwinkelige Kreuzungen, jedoch nur viereckige Baublöcke;
- Neben gekrümmten Straßen und schiefwinkeligen Kreuzungen auch drei- oder fünfeckige Baublöcke.
Die Ergebnisse für TpF (1) [Grundgesamtheit 50 Städte]:
- Typ A: 0 Städte (0%);
- Typ B: 39 Städte (78%);
- Typ C: 11 Städte (22%).
Die Ergebnisse für TpF 2 [Grundgesamtheit 50 Städte]:
- Typ A: 43 Städte (86%);
- Typ B: 7 Städte (14%);
- Typ C: 0 Städte (0%).
Und da ein Bild mehr sagt als tausend Worte (bzw. einige Zahlen), hier jeweils fünf zufällig generierte Städte aus TpF (1) und TpF 2. Bitte beurteilt anhand der Bildausschnitte selbst, welches der beiden Systeme euch mehr zusagt.
Mir ist bewusst, dass die Kritik der Ausgestaltung bestimmter Spielmechaniken ein stark subjektives Element beinhaltet. Im Fall der Transport-Fever-Serie wird etwa immer wieder das Fehlen eines Mehrspieler-Modus oder von Fahrplänen beklagt und die Möglichkeit größeren Stadtwachstums gewünscht; für alle diese Anregungen lassen sich Argumente dafür und auch dagegen finden (manche gewichtig, manche weniger gewichtig). Ich persönlich kann mir dagegen nicht vorstellen, aus welchem Grund die realistisch wirkenden städtischen Straßennetze aus TpF (1) durch die auswechselbaren Rasterformen aus TpF 2 ersetzt wurden. Ich glaube und hoffe, dass dies rückgängig gemacht werden kann - immerhin finden sich in TpF 2 wenigstens manchmal Städte, die an die der Serienvorgänger erinnern. Daher mein Ersuchen an Urban Games: Bitte überprüft die nunmehrige Simulation der Anlage städtischer Straßennetze und kehrt, sofern irgendwie möglich, zum System von TpF (1) zurück!