Hallo,
Wo ein größeres Neubaugebiet mit Plattenbauten hochgezogen wurde, wurde auch immer die nötige Infrastruktur mitgeplant. Also nicht nur Wasser und Strom, sondern auch Einkaufsmöglichkeiten (HO und Konsum),ÖPNV, Kinderkrippen und -gärten (Kitas gab's bei uns nicht), Schulen, Arztpraxen und Kliniken als auch Feierabendheime (Altenheime). Außerdem gab es in Neubaugebieten, zumindest in den 1980-ern, auch sogenannte Dienstleistungswürfel, in denen Gaststätten, Jugendclubs und Kleingewerbe angesiedelt waren.
Es hat ja nicht jeder in einem Großbetrieb mit eigenen Kindergärten, Arztpraxen und manchmal sogar Einkaufsmöglichkeiten mit Basissortiment gearbeitet. Also musste das alles in den Wohngebieten vorhanden sein. In Berlin Marzahn waren beispielsweise die Straßanbahnlinien und die S-Bahn schon in einem sehr frühen Stadium fertig und haben dem Transport der Bauarbeiter gedient.
In den Altstadtgebieten (also alles, wo die Gebäude vorwiegend vor 1945 erreichtet worden waren) waren üblicherweise noch die alten Gewerbestrukturen vorhanden und auch recht stabil. Ausnahme davon waren die Privatgewerbe, die nach und nach enteignet oder stillgelegt wurden. Es gab also viele leerstehende Gewerbeeinheiten, die hier und da als Arztpraxen oder anderen Zwecken (z.B. Kindergärten) dienten. Ich kenne aber auch Kneipen in Berlin, die seit der Errichtung der Häuser in einem der üblichen Altbaugebiete um die Jahrhundertwende vom 19-ten ins 20-ste Jahrhundert in Familienhand waren und es bis in die 1990-er Jahre blieben. Die allermeisten mussten dann aber aufgeben. Die Anwohnerschaft eines Arbeiterbezirks, der das nicht mehr ist und die fast vollständig gewechselt hat, hat halt einen anderen Anspruch an das Wohnumfeld. Da kommst'e mit einer Bierkneipe nicht mehr weiter. Da muss es schon eine Cocktailbar sein.
Was ich total in West-Berlin vermisst hab, war das rumpeln der Straßenbahn. Mit meinem Opa bin ich immer von der Bornholmer Straße zur Warschauer Straße mit einer Reko-Straßenbahn gefahren, was ich total cool fand.
Wann war das denn? Soweit ich mich erinnere, sind auf der Linie 3 (zwischendurch (1990-er und frühe 2000-er) Linie 23, heute M13) schon in den letzten Jahren der DDR Tatra-Züge und keine Rekowagen mehr gefahren.
Tschö, Auge