Hallo
@Auge wirklich viel hast du idch damit aber nicht auseinandergesetzt, oder?
Doch. Ich habe auch den Teil mit den Bauunternehmen, die sich überhoben hatten, gelesen.
Wenn mehrere Abrissunternehmen, die den Bahnhof abreißen sollen, Pleite gehen bei diesem Versuch, ist der Bahnhof dann noch einsturzgefährdet?
Ich habe nirgends geschrieben, dass der Bahnhof einsturzgefährdet gewesen wäre. Dennoch waren halt nur noch die Mauern vorhanden. Dass die Bauunternehmen den Zustand der Bausubstanz falsch eingeschätzt haben, sagt im übrigen nur, dass sie stabiler war als vermutet. Es heißt nicht, dass sie gut war.
Im grunde hätte also nur ein neues Dach und ein paar Ausbesserungen an der Fassade gereicht.
Wozu hätte es gereicht? Eine Ruine mit einem Dach auszustatten? Hinterher einen Bahnhof zu haben, der kein Bahnhof ist? Ein Dach auf einer Ruine bezahlt zu haben, die der Stadt nicht einmal gehörte, mit der sie so nichts anfangen konnte?
Zudem wurde der Verkehr zu den Kopfbahnhöfen von der DDR limitiert,
Natürlich passierte das wegen der politischen Situation. Es gab in den ersten Jahren nach dem Krieg nur noch wenig Fernverkehr zwischen den Besatzungszonen. Man brauchte etwas ähnliches wie einen Pass, um zwischen den Besatzungszonen zu reisen. Das galt für alle Zonen. Auch wurde die Reichsbahn betrieblich entlang den Grenzen der Besatzungszonen geteilt. Schon allein deswegen gab es kaum Fernverkehr. Im Berlin kam 1948 die Währungsreform mit der folgenden Blockade des Westteils der Stadt durch die UdSSR hinzu. Da blieb nach der Blockade nur noch Regionalverkehr übrig. Die Reichsbahn hat die Bahnhöfe also wegen der politischen Situation und der sich daraus ergebenden Überflüssigkeit der Bahnhöfe stillgelegt.
Aber auch ohne Teilung der Stadt wäre die Zukunft der Kopfbahnhöfe keineswegs sicher gewesen. Sie waren ein Konzept des 19-ten Jahrhunderts, als jede Bahngesellschaft eigene Bahnhöfe errichtete. Umsteigen zu wollen, bedeutete Verkehr zwischen den Bahnhöfen durch die halbe Stadt. Und nicht jeder der Kopfbahnhöfe war günstig an die S- oder U-Bahn angeschlossen. Der Anhalter, Potsdamer und der Stettiner Bahnhof lagen erst seit Mitte der dreißiger Jahre an einer S-Bahn-Strecke, der Schlesische an einer anderen. Der Görlitzer Bahnhof hingegen hatte nur U-Bahn-Anschluss mit reichlich Fußweg. Die Reisezeit von einem zu einem anderen Bahnhof konnte schlechtestenfalls eine halbe Stunde betragen. Ideal war das nicht.
Auch wenn die Kopfbahnhöfe beeindruckende Bauwerke waren, die sich in TrainFever bestimmt gut machen würden, wären sie mit großer Wahrscheinlichkeit früher oder später so oder so durch einen oder wenige zentralen Durchgangsbahnhof ersetzt worden.
Tschö, Auge