Die DDR - Ost-West Austausch

Willkommen in der Transport Fever Community

Wir begrüßen euch in der Fan-Community zu den Spielen Transport Fever und Train Fever, den Wirtschaftssimulatoren von Urban Games. Die Community steht euch kostenlos zur Verfügung damit ihr euch über das Spiel austauschen und informieren könnt. Wir pflegen hier einen freundlichen und sachlichen Umgang untereinander und unser Team steht euch in allen Fragen gerne beiseite.

 

Die Registrierung und Nutzung ist selbstverständlich kostenlos.

 

Wir wünschen euch viel Spaß und hoffen auf rege Beteiligung.

Das Team der Transport-Fever Community


  • Hallöchen,


    Threads wie der von Maverick ab etwa hier und meiner zum DDRifikator haben mich zu diesem Thema inspiriert. Wir haben jetzt jede Menge Mods zum Thema DR (Reichsbahn Ost) und DDR. Da könnte man versucht sein, diesen Teil Detschlands in der einen oder anderen Form nachzubilden. Natürlich kann und darf das jeder und jede machen, wie er oder sie das möchte. Aber wer ernsthaft etwas nachbilden will, sollte das schon richtig machen. Mindestens dann, wenn man damit an die Öffentlichkeit geht.

    Außerdem kann man die Gelegenheit nutzen, damit sich Westler und Ostler gegenseitig ihre Geschichte erzählen.

    Zu meinem Hintergrund: Geboren bin ich 1963 in Lübeck und dort, nur ein paar Kilometer von der innerdeutschen Grenze entfernt, auch aufgewachsen. Vor 1989 war ich ein paar Mal zu Verwandtenbesuchen "drüben", zusammengenommen vielleicht zwei Wochen lang. Sehr interessant fand ich das Thema ab 1989, als sich abgezeichnet hat, dass es dort Veränderungen geben würde. Seitdem war ich eifriger Hörer des Deutschlandfunks, der ja quasi Liveberichterstattung zur deutschen Einheit gemacht hat.

    Was ich weiß über die DDR beruht auf anekdotischen eigenen Erlebnissen und dem, was so nach und nach über die Medien kam und immer noch kommt.

  • Schönes Offtopic-Thema, um viele Missverständnisse auf beiden Seiten auszuräumen. Besonders in heutigen Zeiten sehr wichtig.


    Mein kurzer Hintergrund. Ich bin 1987 in Berlin geboren, hab also die DDR tatsächlich nicht bewusst mitbekommen, da ich einfach zu jung war. Vieles ist für mich nur aus Erzählungen meiner Eltern bekannt, wir hatten damals in der Nähe der Berliner Mauer im Stadtteil Treptow gelebt und waren entsprechend den Abhörpraktikten des Ministeriums für Staatssicherheit (Stasi) ausgesetzt, die sich auch in unseren (Miet)Wohnaus einquartiert hatten und meine Eltern und Großeltern regelmäßig belästigten. Die Grenzöffnung erfuhren meine Eltern erst am nächsten Morgen, als meine Mutti mich fütterte. Mein Opa, schon immer ein sehr aufmerksamer Mensch, war sogar am Tag der Grenzöffnung an der Mauer und fotografierte alles, was ihm vor die Kamera kam. Dabei sind viele spannende Fotos entstanden.


    Was ich heute noch von meiner ostdeutsch-geprägten Erziehung merke? Es sind oft nur Kleinigkeiten, die Nostalgie für alte DDR Produkte und Fotos oder dem Improvisationstalent - egal wie kaputt ein Gegenstand ist, es muss repariert werden.


    Inzwischen hab ich beruflich viel mit DDR Geschichte zu tun, denn ich arbeite für das Bundesarchiv, Stasi-Unterlagen-Archiv im Bereich Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungen. Ein Teil meiner Arbeit besteht in der Aufklärung, die DDR als Diktatur und informiere u.a. Besuchergruppen über die Arbeitsweise der Stasi, dem damals größten Geheimdienst der Welt - gesehen auf die Gesamtbevölkerung der damaligen DDR.


    Nebenbei betreue ich mein Familien-Fotoarchiv mit der Pressearbeit meines Opas und seinem Vater im Projekt "don't forget yesterday" und bin 2. Vorstandvorsitzender im Verein Freundeskreis DDR-Fotografie, in dem wir alte Bildbestände erhalten, aufarbeiten und zugänglich machen.


    Also, auch wenn ich das Land nie bewusst erlebt hab, hat es mich bis heute geprägt und ich kann sagen, ich kann viel darüber erzählen:)


    PS: Achso ich habe auch noch 350 historische Kameras, viele aus DDR Produktion^^

  • Ein Dank an Stepke für den netten Beitrag. Ich musste vorhin schnell was anderes erledigen, aber jetzt kann ich hier weiterschreiben. Hier sollte es weniger um die einzelnen Mods gehen, dafür gibts bei jedem Modder genug Threads. Hier dachte ich eher daran, wie man mit dem was da ist ein stimmiges Gesamtbild hinbekommt und dabei im besten Fall auch noch was über das dargestellte Land und die Geschichte lernt.


    Beispiel für Fragen, wie man sie hier besser als im Mod-Bereich diskutieren kann:
    Wenn ich mit den Plattenbauten von SM1 eine moderne Wohnsiedlung darstellen will, in der meinetwegen überwiegend Beschäftigte einiger Großbetriebe in der Nähe wohnen, was gab es dann dort noch an Infrastruktur?

    Wie war z.B. die immer wieder hochgelobte Kinderbetreuung geregelt? War die Krippe eher an die Betriebe angegliedert oder war die näher an den Wohnungen der Eltern? Wahrscheinlich gab es mindestens einen Laden (Kaufhalle) oder gab es sowas wie Einkaufszentren?

    Wo haben sich die Leute nach Feierabend getroffen? Oder musste man sich doch für alles in den Trabi oder Ikarus schwingen und ins Stadtzentrum fahren? (Kneipe, Kino, Tanzen/Feiern)

    Gab es Spielplätze in den Plattenbausiedlungen? Gedacht war es ja so, dass die lieben Kleinen in der Krippe oder in der Schule sind. Die hätten gar keine Zeit haben sollen, um in der Sandkiste zu wühlen, denn die Jungen Pioniere gabs ja auch noch.

    Sicher hat es alles in dem Spektrum gegeben. Die voll entwickelte sozialistische Plattenbausiedlung, in der es tatsächlich so funktioniert hat, wie der Staat sich im Idealfall das Leben für seine Bürger gedacht hat und das Ghetto, das eigentlich nur ein Beton-Slum war und vielleicht heute immer noch ist. Sowas gab und gibt es ja auch im Westen.


    Nochwas: Wir haben ja jede Menge Mods, um gutbestückte Wochenmärkte aufzubauen mit Gemüseständen und was weiß ich alles. Gab es sowas in der DDR überhaupt?


    Einen Gebrauchtwagenhandel brauche ich z.B. nicht um die Fahrzeugdepots herum aufzustellen, das habe ich hier gelernt.

    Einmal editiert, zuletzt von Carbonunit ()

  • Hallöchen :),


    sind ja einige Fragen die Du da hast , kann ich aber gern beantworten :) .Die sogenannten Plattenbausiedlungen befanden sich meistens am Stadtrand. Innerhalb dieser Neubausiedlungen gabe es Kaufhallen , fast immer eine Gaststätte sowie eine Kita. Spielplätze gabs innerhalb für die Kleinsten und die Jugendlichen hatten manchmal einen Club aber seltener , meistens gab es in der Stadt Einrichtungen für Jugendliche. Haus der jungen Techniker zum Beispiel , dort wurden z.B. von den Jungs Karts gebaut mit denen sie rumkutschierten , Sportvereine an Stadien und Einrichtungen für viele Beschäftigungen , die alle aufzuzählen würde den Rahmen sprengen. :)

    Die Kinderbetreuung war gut geregelt , es gab auch Kindergärten in Betrieben.Meist große Betriebe hatten eigene Kitas.Die HO- Kaufhallen und Tante Emma-Läden gabs in der Stadt, (immer nach Feierabend mit anstehn natürlich) :) .Nach Feierabend war für die Erwachsenen meist Treff in Eckkneipen oder Cafes, die Jugend ging zur Disko und andere in die Musikschule ( wie ich :) ), und vieles andere , also nicht anders als wie im anderen Teil Deutschlands. Was nervte waren die ewigen Versammlungen , FDJ , DSF , Thälmann-Pioniere und die kleinsten waren Jungpioniere. Das hat mich besonders immer genervt , aber ich fand meistens Gründe fernzubleiben.... ;) .
    In den Neubaugebieten gab es neben HO sogenannte EKZ, die waren ziemlich groß.Nach der Schule konnte man die Kinder im Schulhort betreuen lassen , die Elltern holten sie dann nach Dienstschluss dort ab.War aber bei den Familien individuell geregelt.

    Allerdings gabs ab und zu auch Probleme, wie in jedem anderen Land auch.Die Verkehrsanbindungen waren sehr gut von den Neubaugebieten zu den Betrieben geregelt.Strassenbahnlinien , Buslinien und in meiner Heimatstadt Eberswalde erledigten das unsere O-Busse :) (die Obusse fahren heute noch, natürlich moderne) . Wenn Du noch mehr Fragen hast , ich beantworte liebend gern alles was man wissen möchte.


    Liebe Grüße


    Conny

    Einmal editiert, zuletzt von conny ()

  • Vielen Dank conny Da kann ich dann auch so ein Zentrum mit KIta und Laden in die Plattenbausiedlung setzen, das würde passen.

    Aber wie ist das mit den Wochenmärkten? Gab es sowas? Die LPGen hatten doch sicher feste Abnehmer für ihre Produkte. Oder hat man irgendwann eingesehen, dass man den Leuten mehr Freiheit geben muss und ihnen den Anreiz geben, selbständig zu arbeiten, um überhaupt die Versorgung sicherzustellen?

  • Hallöchen ,


    Ach , hatte ich vergessen , sorry.Es gab jeden Freitag einen Bauernmarkt oder Wochenmarkt.Dort wurden regionale Lebensmittel angeboten , aber auch Fleisch und Wurstwaren von den Dörfern :) .

    Die LPG's lieferten an Kaufhallen und Läden.Aber es gab genug Private vom Land die Ihre Erzeugnisse anboten.Es war nicht alles VEB , :) ,meine Großeltern hatten z.B. eine kleine Landwirtschaft , unter anderem zwei große Kartoffelfelder . diese besitze ich heute noch, aber bewirtschafte sie nicht , bin allein und würde das nicht schaffen.Vielleicht geb ich die bald ab...


    LG

    Conny

  • Danke dir. Unsere Verwandten haben seltsame Geschichten erzählt von ihren Kaninchen, die sie gehalten haben. Die hat ihnen der Staat für gutes Geld abgekauft, vor allem gabs wohl einiges für die Felle. Kaninchenfleisch im Laden kaufen war dann deutlich billiger, als was sie vorher dafür bekommen haben. Brot war wohl so billig, dass viele das auch an ihre Tiere verfüttert haben. Seltsame Wirtschaft...

  • Hallöchen ,


    ja , Du hast ja so Recht , die Wirtschaft war völlig daneben meiner Meinung nach. Mieten viel zu billig , deshalb verotteten auch viele Altbauten da nie Geld da war um zu sanieren und dergleichen. Also eine große 4-Zimmer Wohnung für 78 Mark , da fällt man vom Glauben ab. Davon können die Menschen heut nur träumen....

    Brot war auch zu billig , ein 2 Pfundbrot für 0,78 Pfennig oder 0,93 Pfennige , Brötchen 5 Pfennig...die Liste ist lang.Man hätte nur die Mieten etwas höher ansetzen können um Reparaturen und Sanierungen zu finanzieren.Auch andere Sachen , dann wäre die Misere nie so groß geworden.Aber so ist das nunmal im Sozialismus gewesen.


    Nur zu , ich beantworte gern alle Fragen



    LG

    Conny

  • Ich hänge mich hier auch einfach mal mit rein. Ich selbst habe die Zeit der Teilung ja nie miterlebt, kam nach der Jahrtausendwende auf diese Welt, dazu noch als Schwabe in Stuttgarter Nähe. Mein Vater (auch ein Schwabe) war zwar ein paar Mal "drüben", und auch meine Großmutter hat ihre ersten Lebensjahre in Thüringen verbracht (noch als Kind ist dann ihre Familie zur Verwandschaft in den Westen geflohen, die Erzählungen zur Flucht finde ich immer äußerst interessant). Viel familiäres Wissen habe ich dadurch natürlich trotzdem nicht, da es sich ja jeweils um vergleichsweise kurze Zeiträume handelte.


    Mein Hauptinteresse liegt aber ja beim ÖPNV, und gerade durch den Bau der Gisela habe ich mich selbst auch ein wenig in die Teilung des Transportsystems eingelesen.

    Was mich besonders interessieren würde wäre eine Art Erfahrungsbericht: Nun ist es ja so, dass die Mauer nicht ganz 30 Jahre überlebt hat. In der Zeit hat sich natürlich einiges in beiden Städten verändert, aber trotzdem ist es ja im Grunde die selbe Stadt gewesen, alles war ein Berlin.

    Was war das für ein Gefühl, nach dem Mauerfall in eine U- oder S-Bahn der jeweils anderen Stadthälfte zu steigen und mit ihr durch diese Stadt zu fahren? Immerhin ist es ja grundsätzlich das selbe System und die selbe Stadt gewesen, aber trotzdem muss doch alles anders gewesen sein...


    (Ich weiß, das ist natürlich eine recht spezifische Frage, aber das hat mich schon seit einiger Zeit interessiert und ich kenne keinen, den ich das hätte fragen können :S )

    Meine Projekte und ausführliche Modding-Berichte hier im Forum:

    Feluno bastelt

  • Hallöchen Feluno :) ,


    nunja , als ich das erstemal in Westberlin war , ist es für mich keine sonderliche Überraschung gewesen , da ich vor dem Mauerfall das seltene Glück hatte enge Verwandschaft zu besuchen.Das gabs aber nur in Ausnahmen. Von den Menschen her war kaum ein Unterschied , Berliner sind eben ne besondere Spezies... :) . Was ich toll fand war die Polizei dort , sehr nett und sehr hilfsbereit, das war für mich neu.

    Von den ÖPNV kann ich sagen, das die U-Bahnen damals in Westberlin ständig überfüllt waren , nunja es gab dort ja nur Busse und die U-Bahn.( wie gesagt , vor dem Mauerfall) , eine Straßenbahn gabs eben überhaupt nicht.Zuviel Autoverkehr meines Empfinden nach.Von der S-Bahn war ich sehr enttäuscht , veraltet und verwaist , vor allem die Bahnhöfe. Wenn man nach dem Gefühl fragt , ist schwer zu beantworten , gemischt würde ich sagen aber nicht überraschend :) .

    Das nur mal als kleinen Ersteindruck.Den Überfluss an Warenangeboten und Werbung kannte ich bereits , daher auch keine Überraschung mehr.Auch neu waren die Menschen die obdachlos waren , die fehlende Empathie gegenüber diesen armen Menschen hatte mich erschüttert. Die Leute gingen einfach vorbei oder lachten und rissen schlechte Witze.Achja die Preise natürlich ....vor allem Lebensmittel horrend teuer :) .

    Mehr ist eigentlich nicht von meiner Seite dazu noch zu sagen. Es sei denn Du hast noch mehr spezifische Fragen :) .


    LG

    Conny

  • Die Berliner S-Bahn, auch im Westteil, wurde ja von der DDR Reichsbahn betrieben. Unter anderem um das Recht zu behalten, die Gesamtberliner S-Bahn zu betreiben, musste die DDR Bahngesellschaft weiterhin "Deutsche Reichsbahn" heißen. Stramme Antifaschisten der SED hätten die Bahn sicher sofort umbenannt.

    Die Westberliner waren logischerweise nicht so gut auf die DDR zu sprechen, bedingt durch Ereignisse wie die Berlinblockade 1948 und später den Mauerbau 1961 und wahrscheinlich jede Menge kleine und große Schikanen. Spätestens nach dem Mauerbau haben die Westberliner die S-Bahn regelreicht boykottiert und erst in der Zeit wurde die U-Bahn vom Westen weiter ausgebaut. Da gab es mal eine tolle Doku vom RBB: Berlin - Schicksalsjahre einer Stadt. Die beschreibt genau diese Zeit. Die von der DDR betriebene S-Bahn hatte erstens gar nicht die Resourcen, um neue Fahrzeuge zu besorgen und wahrscheinlich auch nicht das Interesse, da viel Geld reinzustecken, nur um diese nervigen Westberliner herumzukutschieren.

    Da gab es ja auch in Grenznähe Geisterbahnhöfe. Da standen nur Grenzsoldaten auf den Bahnsteigen und die Züge sind durchgefahren. Aber Leute aus Berlin können hier sicher mehr zu sagen.


    Ich weiß noch, dass die wirklich hübsch gestalteten Doppelstockzüge mit Spitznamen "Sputnik" in Rot und Elfenbein mit dem stilisierten Flügelrad an der Seite vor allem eingesetzt wurden, um nach dem Mauerbau Westberlin zu umfahren, damit man die eigenen Genossen nicht direkt durch West Berlin fahren musste, um z.B. nach Potsdam zu kommen. Da hätten die ja weglaufen können. Das war ja bis 1945 eine Großstadt mit einem Verkehrssystem. Später musste man zwei unabhängig voneinander funktionierende Städte daraus machen.


    Straßenbahnen hat man in Westdeutschland in vielen Städten in den fünfziger und vor allem sechziger Jahren abgebaut. In meiner Geburtsstadt Lübeck kann ich mich noch an ein paar Gleisreste erinnern, die man hier und da im Straßenpflaster gesehen hat. Später habe ich in München gelebt. Da hat das mit der Straßenbahn recht gut funktioniert. Inzwischen überlegt man wohl in mehreren Städten wieder Straßenbahnen zu bauen.


    Ich war selbst in den achtziger Jahren zwei oder drei Mal in West-Berlin. Hingefahren immer mit dem Auto. In der Stadt selbst haben wir uns viel mit der BVG bewegt, also meistens mit den Bussen, seltener mit der U-Bahn. Im Osten der Stadt war ich erst nach dem Mauerfall und war dann sehr erstaunt, was da noch 2004 für alte Kisten bei der S-Bahn gefahren sind. Das können durchaus diese hier gewesen sein. Damals war ich mit meiner Mutter bei der MoMa-Ausstellung. Meistens sind wir mit den BVG Doppeldeckerbussen gefahren. Erstaunlich fand ich auch den recht ruppigen Ton der Durchsagen speziell bei der S-Bahn. Wahrscheinlich ist das die Berliner Schnauze und die meinen das gar nicht so. Aber es klang schon so, als wären die Ansager von all den Leuten da auf dem Bahnsteig massiv angepisst und sie wären die lieber heute als morgen alle los. Berliner, die hier mitlesen: Nicht falsch verstehn, ich glaube schon, dass ihr im Durchschnitt genauso nett seid, wie alle anderen. Auch ein Münchner Trambahnfahrer konnte recht bärbeißig sein, vor allem wenn es ein "Native" war. Vielleicht haben die auch deshalb heute ein Fahrgast-Informations-System (FIS) mit einer vorher aufgezeichneten, freundlichen Frauenstimme...

  • Meine ersten Erinnerungen an Westberlin sind so aus dem Jahr 1992. Als Kind nimmt man ja generell Dinge anders wahr. Ich mochte die ersten Besuche bei der Westverwandtschaft nicht, da alles sehr laut und bunt war - auch die Läden wirkten für mich vollkommen überfüllt und alle waren immer im Stress. Ost-Berlin war zwar ein ziemliches grau in grau, aber eben auch ruhiger. Was ich total in West-Berlin vermisst hab, war das rumpeln der Straßenbahn. Mit meinem Opa bin ich immer von der Bornholmer Straße zur Warschauer Straße mit einer Reko-Straßenbahn gefahren, was ich total cool fand. Im "Westen" gab es nur stinkige Busse, wobei jeder Trabant mehr stinkt^^

    Was ich richtig cool fand, war unser eigener Trabi. Das war für mich als Kind eine große Freude, regelmäßig musste mein Opa den Ölstand prüfen, der Scheibenwischer machte alles, nur nicht die Scheiben vom Wasser befreien und die Geräuschkulisse war LEGENDÄR. Jeder auf der Autobahn war schneller als wir, aber es war immer ein Fest, Bergab dann mal 90km/h zu fahren. Wohl gemerkt, das war alles nach der Wiedervereinigung, aber es gab eine lange Zeit des Stillstandes, ein Vakuum in der Stadt, bevor man wirklich davon reden kann, dass beide Stadthälften sich angeglichen haben. Auch heute noch gibt es kleine aber feine Unterschiede, an denen man merkt, ob man im Ost- oder Westteil der Stadt ist. Das fängt mit der Laternenbeleuchtung an, geht über unterschiedliche Spritpreise, Mietpreise aber auch an den hin und wieder sichtbaren gesellschaftlichen Strukturen. Über 30 Jahre nach der Wiedervereinigung, bedarf es auf beiden Seiten noch viel Redebedarf, Austausch und viel Geduld.


    Ach so, die berühmt-berüchtigte "Berliner Schnauze" ist ein Gesamtberliner Phänomen, diese Gemeinsamkeit konnte auch 40 Jahre DDR nicht zerstören.


    Meine Lieblingsdokus zu Ost-Berlin (noch bis Mitternacht in der ARD Mediathek online):https://www.ardmediathek.de/vi…k1YTU3OTZfcHVibGljYXRpb24


    sowie: https://www.ardmediathek.de/vi…EwZDIxMDVfcHVibGljYXRpb24

  • Stepke Die RBB-Doku zu Ost-Berlin hab ich schon mal gesehen, guck ich gerade nochmal. Magistratsschirm... wie genial. Für alle, die das nicht gesehen haben: Das ist die Trasse der Hochbahn in der Schönhauser Allee. Aufgestellt vom Magistrat und man wird darunter nicht nass. Wir können sogar einiges davon nachbauen, inklusive Konopkes Currywurstbude und dem Café Achteck.


    Anekdote dazu: Ich spiele auch gerne Anno 1800, das ist ein Aufbau- und Strategiespiel. Da gibts jetzt auch Mods und das Café Achteck hat da auch jemand gemoddet als Asset für die Stadt. Oder es ist sogar Teil eines DLC, bin ich mir gerade nicht sicher. Sieht genauso aus, wie das grüne Pissoir aus dem Film und unserem Mod. Der beschreibt es aber ganz ironiefrei wirklich als Café. Na ick weeß ja nich...


    Trabi fahren: Nach der Währungsunion, also Anfang Juli 1990 habe ich allein mit dem Auto eine Runde durch die damals gerade noch existierende DDR gedreht und dabei auch die Verwandten in Greifswald und bei Zeitz besucht. Dabei konnte ich auch deren damaliges Zweitauto, einen Trabant 601 mal selbst fahren. Das war schon ein elementares Erlebnis. Ab Tempo 40 kam ich mir in dem Ding wahnsinnig schnell vor, aber das Autochen konnte auch in einem Zug auf einer normalen Landstraße wenden. Wenn damit nach der Grenzöffnung 4 oder 5 Leute von Dresden nach Hamburg und zurück gefahren sind, nur um mal in die andere Elbmetropole zu gucken, dann wussten die sicher genau, was sie getan hatten. Komfortabel war irgendwie anders. Fünf Erwachsene im Trabant, das ging doch nur, wenn die sich beim Ein- und Ausatmen abgesprochen haben.

  • Ich habe letzte Nacht eine Weile Fernsehen geguckt, es kamen immer neue Dokus aus Berlin wie es einmal war. Darin habe ich auch gesehen, dass es Wochenmärkte auch im Osten gab. Conny sagt das ja auch. Dann wurde kurz eine Straßenbahn in West-Berlin gezeigt. Die gab es da wohl noch in den fünfziger Jahren. Hat man dann wohl, dem allgemeinen Trend in Westdeutschland folgend, alles abgebaut.

  • Hallöle zusammen. Kann vielleicht ein wenig beitragen. Aufgewachsen südlich von Berlin in einem (damals) kleinen beschaulichen Ort an der Grenze zu einer Zeit, als der Sputnik (auf dem BAR) noch grün und die Bahn allgemein noch pünktlich war ;) (Meines Wissens ist der ICE erst 2006 schneller als der D3xx auf der Strecke Berlin Dresden gewesen. D3xx war üblicherweise mit einer 01 bespannt.)

    Um ein geflügeltes Wort zu benutzen: "Es ist (war) nicht alles Gold, was glänzt." Man könnte da dann sicher noch ergänzen: weder in Ost noch in West.

    Als seinerzeit bei uns die "Neue Wohnstadt" gebaut wurde, war dort sowohl für den täglichen Einkauf als auch für die Betreuung der Kinder und Jugendlichen gesorgt. Das Strassennetz dieses Ortsteils war ziemlich geometrisch gehalten, allerdings nicht ganz so starr wie beispielsweise in den USA. Und wohlgefühlt hat sich unsere Clique dort auch nicht so unbedingt. Da sind wir dann doch eher in die älteren Ortsteile und umliegenden Dörfer ausgewichen (konnte man sich besser verstecken, wie gesagt: Grenznähe :)). Ansonsten gab es in unserer Stadt zwar keinen Wochenmarkt, wie man ihn aus heutiger Sicht kennt, dafür aber eine sogenannte Gemüsehalle, die demselben Zweck diente. Unser Kohlenhändler (privatwirtschaftlich) hat noch (ökologisch :D) mit Pferdefuhrwerken ausgeliefert, Autofahren war mangels Auto nicht, aber was man nicht kennt, kann man auch nicht vermissen :)

    Alles in allem kann man sagen, das das Vorwendeleben zumindest bis Anfang der 80er in meiner Stadt seeeehr ruhig war. Die paar Berliner (laute Mitmenschen), die da durchkamen hat man eben hingenommen. Heutzutage würde ich dort aber nicht tot über den Zaun hängen wollen.

  • t.pommes Südlich von Berlin und Grenznähe kann man so verstehen, dass es die Grenze zu West-Berlin war, oder? Nur zur Klarstellung.
    Und BAR ist dann Berliner Aussenring, nehme ich mal an. Wenn man mal von Werneuchen im Nordosten Berlins nach Potsdam im Südwesten wollte, das war schon eine kleine Weltreise, oder? Gerade durchfahren ging ja nicht, da war ja was im Weg. Kann man den BAR auf Karten heute noch nachvollziehen?


    Auch im Westen war nicht alles Gold, was da so geglänzt hat, keine Frage. Den Staat will ich sehen, in dem es wirklich für alle Bürger perfekt ist und nicht nur deshalb, weil denen die Regierung sagt, dass es perfekt zu sein hat.

  • ...Südlich von Berlin und Grenznähe kann man so verstehen, dass es die Grenze zu West-Berlin war, oder?...


    Jepp, korrekt. Teltow, um genau zu sein.


    Was den BAR angeht, da steht in der Wikipedia einiges dazu und auf openrailwaymap.org ist er sehr gut zu erkennen. Allerdings war er zu meiner Zeit nicht elektrifiziert. Aber ich bin ja auch noch unter Dampf nach Dresden gefahren :)

    Wenn wir dann mal nach Berlin wollten (mussten), dann sind wir entweder mit dem Sputnik oder mit dem Linienbus nach Bln-Schönefeld und von dort mit der S-Bahn nach wohin auch immer. "Unser" Berliner Fernbahnhof war meist Ostbahnhof. Überhaupt war der ÖPNV sehr gut aufgestellt. Ob auch kostendeckend kann ich naturgemäß nicht beurteilen. Ich stelle mir das aber folgendermaßen vor: 10 Leute zu einem Taler macht zehn Taler Einnahmen. 30 Leute zu 0,5 Taler macht 15 Taler Einnahmen. Ergo bei niedrigerem Preis höhere Einnahmen. Und da die Masse ja auf den ÖPNV angewiesen war...

  • eine Frage zur Zugbildung in der DDR.

    Es gab ja noch bis in die 1980er Schnellzüge mit 01.5 und 03.10, allerdings genauso mit 130, 132 und soweit ich auf Bildern gesehen hab auch 119. (die wenigen elektrischen Strecken lasse ich mal außen vor, denn soweit ich auf Bildern gesehen hab fuhr man auch auf den elektrischen Strecken oft mit Dampf oder Diesel, wohl weil man nicht umspannen wollte?)

    Gab es da eine fixe Einteilung welche Züge mit Dampf, welche mit Diesel fuhren, oder nahm man da das Nächstbeste was im Bw verfügbar war?
    also, ob der Zug xyz jeden Tag mit Diesel fuhr oder ob Zug xyz einen Tag mit Dampf fuhr, dann zwei Tage mit Diesel, dann wieder einen Tag Dampf
    wisst ihr was ich meine?

    MfG, die Licaon

  • Ich weiß nur von der Strecke (Schlettau) - Walthersdorf (Erzgeb) - Crottendorf ob Bf.


    Dort kam es in den 1980er Jahren zu der Situation, dass das Personal durchgesetzt hat, wieder mit Dampfloks der BR 86 zu fahren, obwohl dies ökonomisch natürlich nicht sinnvoll war.
    Der Ausspruch war angeblich folgender: "Wenn wir schon eine betriebsfähige Dampflok im Lokschuppen haben, dann wollen wir mit der auch fahren". Dies genügte, und die Strecke wurde wieder von V-Traktion auf Dampftraktion umgestellt. Der Öffentlichkeit wurde dies als Einsparung von Dieselkraftstoff "verkauft". Die Steinkohle dafür soll aus Afrika gekommen sein.

    Einmal editiert, zuletzt von tixx901 ()

BlueBrixx